- Auftraggeber/Bauherr
Allgäuer Berghof Verpachtungs GmbH & Co. KG - Bohrmeter
40 x 240 m und 2 x 140 m = 9.880 Bohrmeter - Projektlaufzeit
November 2024 - Juni 2025
Das Thema Erdwärme ist für die Hotelbranche aufgrund langfristiger Kostenersparnis hochattraktiv und lukrativ. Dies gilt umso mehr, wenn sich das Haus auf energieintensive Wellness, Spa und Freizeitangebote spezialisiert hat. Erdwärme bietet Unabhängigkeit von allen Energielieferanten und ermöglicht ein sicheres Kalkulieren von Energiekosten.
So ist es nicht verwunderlich, dass BauGrund Süd für die Branche inzwischen schon einige Geothermie-Projekte erfolgreich umgesetzt hat. Dazu zählt auch der Allgäuer Berghof in Ofterschwang. Das Hotel hat das Ziel, die Wärme- und Kälteversorgung auf regenerative Wärmequellen umzustellen. BauGrund Süd plante und realisierte hierfür eine Mehrquellen-Anlage. Um eine maximale wirtschaftliche Optimierung zu erreichen, werden im Zusammenspiel die Energiequellen Erdwärme, PVT und Abwärmenutzung eingesetzt. Als Zukunftsmusik ist ergänzend Grundwasser als weitere Energiequelle geplant.
Die Erdwärme wird mit 43 Erdwärmesonden gewonnen, die auf drei Feldern verteilt sind. Hierfür wurden 41 Bohrungen in 240 m Tiefe und zwei Bohrungen in 140 m Tiefe vorgenommen. Das ergibt insgesamt 9.880 Bohrmeter. Da sich Ofterschwang, wie viele Wellnesshotels, in einer privilegiert höheren Lage befindet (über 1.100 m ü. M.), sind die Untergrundtemperaturen in den oberen Bodenschichten kälter und das auch länger, da die Winter länger andauern. Hier ergibt es Sinn, tiefer zu bohren, um an wärmere Untergrundschichten zu gelangen und so im Bestand ein dauerhaft hohes Temperaturniveau zu erreichen.
Die erste Probebohrung für die Erdwärmesonden erfolgte im November 2023, insgesamt wurden vier Probebohrungen inklusive Thermal Response Test (TRT) durchgeführt. Der Vorteil an den Probebohrungen ist, dass sie anschließend aus gebaut und mitgenutzt werden können, auch das spart Kosten. Baubeginn war März dieses Jahres. Bauende war Ende April. Die kurze Bauzeit ist einer der Gründe, warum BauGrund Süd von der Hotelbranche geschätzt wird. Das Unternehmen geht damit auf die besonderen Herausforderungen der Branche ein, in der das Gästewohl immer an erster Stelle steht und deshalb Baustellen so schnell wie möglich abzuwickeln sind. Ein weiteres Plus war, dass BauGrund Süd bei der Planung darauf geachtet hat, dass die Fläche der Sondenfelder doppelt genutzt werden können. So entstehen zukünftig ein Paddock (Auslauf) für Pferde, ein Fußballplatz und ein Parkplatz oberhalb der Erdwärmesonden.
Bislang nutzte der Allgäuer Berghof fossile Energie, die rund um das Jahr für Wellness, Spa, Saunabereich, Schwimmbad, Reithalle, Eishalle, Hotelkomplex mit über 100 Betten für mehr als 6.870 Gäste bereitstehen muss. Ganzjährig besteht ein Wärmebedarf von 2.000 MWh/a und ein Kühlbedarf von 116 MWh/a. Im Winter müssen die Gebäude wohlige Wärme spenden, die Eishalle dagegen ausreichend gekühlt sein. Im Sommer müssen die Gebäude immer mehr gekühlt werden.
PVT-Kollektoren nutzen die Sonnenenergie doppelt
Eine Planungsaufgabe von BauGrund Süd gemeinsam mit einem Team des Unternehmens TGA-Konzept aus Isny im Allgäu bestand deshalb darin, Wärme- und Kältequellen auf die Bedarfe geschickt auszulegen. So wird unter anderem die Abwärme der Gebäude im Sommer aktiv dem Erdreich zugeführt und dort gespeichert. Auf diese Weise können die Erdsonden im Sommer regenerieren. Zudem wurde eine ursprünglich auf der Reithalle vorgesehene PV-Anlage von BauGrund Süd als PVT-Anlage geplant. PVT-Kollektoren nutzen die Sonnenenergie doppelt.
Das an der Moduloberfläche angebrachte Photovoltaikmodul (PV) wandelt die Solarstrahlung in Strom um. Mit dem auf der Rückseite angebrachten Wärmetauscher wird der Außenluft Energie (T) entzogen, die zusätzlich für die Regeneration der Erdwärmesonden verwendet werden kann. Mit dem regenerativen Energiemix lässt sich die Grundlast der Hotelanlage mit Leichtigkeit stemmen. Leistungsspitzen werden mit einem bestehenden Ölkessel abgepuffert. Auf diese Weise ließ sich das Projekt wirtschaftlich realisieren, ohne eine Bestandssanierung aller Gebäude vornehmen zu müssen. So konnte das Hotel sofort auf nachhaltig regenerative Energie umstellen.
